Wie das Vereinte Königreich jetzt gegen zu viel Zucker in Softdrinks vorgeht

Pro Kopf steigt der weltweite Zuckerkonsum weiter an. Unabhängige Organisationen, wie beispielsweise die Verbraucherschützer „foodwatch“, kritisieren bereits seit Jahren, dass in den Lebensmitteln zu viel Zucker enthalten ist. Im Durchschnitt konsumieren wir jährlich 6 kg Zucker allein über Softdrinks. Cola, Fanta und Co. schmecken nicht nur uns Erwachsenen, sondern auch den Kindern. Gezielt wird das Marketing auf die junge Zielgruppe gerichtet. Foodwatch kritisiert diese Praktiken, ist gegen die „Softdrink-Lobby“ allerdings machtlos. Was also tun, damit der viel zu hohe Zuckerkonsum bei den jungen Verbrauchern nicht unweigerlich zu Diabetes und Co. führt? Abhilfe könnte vielleicht eine Zuckersteuer auf Softdrinks versprechen. Unser Nachbar, Großbritannien, macht es bereits vor:  Hersteller von zuckerhaltigen Limonaden und Softdrinks müssen ab sofort eine Steuer auf den enthaltenen Zucker bezahlen. Großbritannien möchte hierdurch erreichen, dass der pro Kopf Verbrauch von Softdrinks sinkt. Die Argumentation der Gesundheitsbehörden: Entweder die Hersteller lenken ein und senken den Zuckeranteil in ihren Produkten, oder die Verbraucher greifen weniger zu den nun teureren Softdrinks. Ist dies eine zukunftsfähige Methode, um den Zuckerverbrauch zu minimieren? Kann so etwas auch in Deutschland funktionieren?

Versteckt oder offensichtlich: Zucker ist in vielen Lebensmitteln

In vielen Lebensmitteln ist oftmals versteckter Zucker enthalten, so dass wir immer mehr davon konsumieren. Dies führt unweigerlich zu einer Gesellschaft mit Übergewicht und den daraus resultierenden Krankheiten. Nicht nur in den USA, auch hierzulande leiden immer mehr Menschen unter den Folgen eines zu hohen Zuckerkonsums. Viele Kinder sind jetzt schon adipös und somit gefährdet, im Erwachsenenalter an Diabetes oder einer Herzkreislauferkrankung zu leiden. Dabei ist der Zucker nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich. Wer sich eine Fertigpizza gönnt, und dazu vielleicht ein stilles Wasser mit Apfelgeschmack, der nimmt pro Mahlzeit bereits mehr als die Hälfte seines täglichen Bedarfs an Zucker auf. Allein auf und in der Pizza verstecken sich rund acht Würfelzucker. Das aromatisierte Wasser schlägt dann mit einem ganzen Würfelzucker pro 100 Milliliter zu Buche. Wer sich hingegen einen Softdrink zur Pizza schmecken lässt, der schießt weit über den Tagesbedarf an Zucker hinaus. Zucker befindet sich vor allem in Softdrinks in viel zu großer Menge und kann hier sehr schnell in den Körper gelangen. Organisationen wie Foodwatch kritisieren bereits seit Jahren, dass Markenriesen, wie z.B. Coca Cola, dies als harmlos abtun und mit gezielten Marketingkampagnen besonders junge Konsumenten ansprechen. Doch in einigen Ländern geht man dieses Problem nun sehr radikal an. Großbritannien führte jüngst die Zuckersteuer ein.

Kampfansage gegen die Softdrink-Hersteller: Um den Zucker in den süßen Lebensmitteln zu reduzieren, setzt Großbritannien nun auf eine Zuckersteuer
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Großbritannien bittet Softdrinkhersteller mit Zuckersteuer zur Kasse 

Hersteller, die Softdrinks mit hohen Zuckeranteilen vertreiben, müssen ab sofort eine Zuckersteuerabgabe leisten. Sind mehr als fünf Gramm Zucker in einem Getränk enthalten, fallen pro hundert Milliliter 18 Pence Steuer an. Die Steuer soll nun die Lösung aller Probleme sein und die übermäßige Fettleibigkeit sowie die Volkskrankheit Nummer Eins, den Diabetes Typ II,   bei der Bevölkerung minimieren. Die Steuer trifft dabei vor allem die Konsumenten von Softdrinks, da die Getränke im Durchschnitt um 20-30 % teurer werden. Doch genau dies sei auch das Ziel der englischen Gesundheitsbehörden, die das Kaufverhalten der ungesunden Dickmacher hierdurch verringern wollen. Für Foodwatch ist diese Maßnahme jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es müssen bereits im Vorfeld präventive Maßnahmen und Kampagnen getroffen werden, damit Kinder und junge Erwachsene nicht Opfer der zahlreichen Marketingkampagnen werden, so foodwatch Deutschland.  „Das Marketing für Kinder ist perfide“, kritisiert Foodwatch Deutschland Geschäftsführer, Martin Rücker. Der Konzern engagiere beispielsweise Youtube- und Fußballstars, um für die Marke zu werben, so Rücker. Statistiken zufolge gab Coca-Cola Deutschland allein im vergangenen Jahr 172,6 Millionen Euro für Werbung aus. Für Foodwatch sei dies ein klares Signal, dass die Werbung einen viel zu starken Einfluss auf das Konsumverhalten nehme und reduziert werden müssen. Ähnliches konnte bereits mit einer Reduktion von Tabakwerbung erreicht werden. Coca-Cola reagiert auf die Vorwürfe und gab bekannt, dass man bis 2020 den Zucker in den Erfrischungsgetränken um zehn Prozent reduzieren wolle. Bereits heute würde der Konzern - besonders in Deutschland - mehr Werbung für seine zuckerfreien Getränke machen.

Was kommt nach den Softdrinks? 

Neben Coca-Cola beginnen nun zahlreiche Hersteller, den ungesunden Zucker aus den Getränken zu verbannen. Schon heute greifen viele Softdrinkproduzenten auf Süßstoffe oder Zuckerersatzmittel zurück. Damit wird allerdings auch die Zuckersteuer umgangen. Dies sei jedoch allemal besser, wie weiterhin auf den krankmachenden Zucker zu bestehen, so das britische Gesundheitsministerium. Doch die Behörde ist noch längst nicht am Ende mit der Umsetzung ihrer Gesundheitsstrategie. Auch Süßwarenhersteller werden wohl künftig mit Strafsteuern rechnen müssen, wenn diese den Zuckeranteil in ihren Produkten nicht reduzieren.

Und Deutschland?

In Deutschland wird es solch drastische Maßnahmen vorerst nicht geben. Die neue Agrar- und Ernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) gab jüngst bekannt, dass die gesamte Lebensmittelindustrie im Fokus stehe. Sie wolle eine Gesamtstrategie zur Reduzierung von Fett, Zucker und Salz in zahlreichen Lebensmittelprodukten herbeiführen. Nicht nur zuckerhaltige Getränke seien demnach das Problem, so die Ministerin, sondern auch Fertigprodukte oder Süßigkeiten. Damit schließt sich Deutschland zwar dem Trend der gesundheitlichen Ernährung an, ob die künftigen Maßnahmen aber einen Erfolg versprechen, ist ungewiss. Wie die Langzeitauswirkungen eines zu hohen Zuckerkonsums aussehen, dies ist aktuell bekannter denn je. Ob eine Steuer bzw. die Reduktion des Zuckers in Softdrinks das Kaufverhalten beeinflusst, bleibt hingegen abzuwarten.